Extruderschaum, auch XPS genannt, ist aufgrund seiner besonderen Materialbeschaffenheit der ideale Wärmedämmstoff für anspruchsvolle bauphysikalische Anforderungen. Nicht umsonst kommt XPS sowohl als Dämmung unter der Gründungsplatte, im Perimeterbereich, als auch als Umkehrdach auf Flachdächern zum Einsatz, wie dem Gründach, bei Photovoltaikanlage und als Parkdach. XPS ist einfach zu verarbeiten und extrem langlebig. Die Hartschaumplatten verhindern den Verlust von Heizwärme ein Hausleben lang ohne qualitative Einbußen. Die Feuchteresistenz und extreme Druckfestigkeit von XPS sorgen gleichzeitig für einen zuverlässigen Schutz der Bausubstanz.
Das fällt besonders bei der Anwendung auf dem Flachdach als Umkehrdach ins Gewicht: Hier schützt XPS die empfindliche Dachhaut zuverlässige vor Witterungseinflüssen. Denn die Dämmung oberhalb der Dachhaut verhindert Materialverschleiß. Das verleiht dem Flachdach als Umkehrdach die doppelte Lebensdauer im Vergleich zum herkömmlichen Warmdach. Zudem können bei dieser Bauweise Leckagen wesentlich einfacher geortet und repariert werden.
Trotz der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten bewahrt XPS seine ausgezeichneten Dämmeigenschaften. Diese resultieren aus einer gleichmäßigen und geschlossenen Schaumstruktur des Materials, die durch den speziellen Herstellungsprozess (Extrusion) erreicht wird. Bevor seine besondere Eignung für den Bau entdeckt wurde, kam Extruderschaum bei der Herstellung von Schwimm- und Auftriebskörpern zum Einsatz.
Je niedriger die Wärmeleitfähigkeit, desto besser die Dämmwirkung. Aufgrund seiner Schaumstruktur besteht XPS bei geschlossener Zellstruktur zu ca. 98 % aus Luft. Entsprechend liegt die Wärmeleitfähigkeit von XPS – in Abhängigkeit von der Rohdichte der Platten – zwischen 0,028 bis 0,042 W/(mK).
XPS ist aufgrund seiner homogenen und geschlossenen Zellstruktur extrem druckstabil und neigt selbst unter hoher Belastung nicht zum Sprödbruch und nur in sehr geringem Umfang zum Kriechen. Die Druckfestigkeit liegt im Bereich von 250-700kPA. Einige spezielle XPS Schäume können eine Druckfestigkeit von bis zu 1000 kPa und mehr erreichen. Je nach Rohdichte hält XPS einer Dauerdruckspannung von bis 70 Tonnen stand. Auch bei unebenem oder inhomogenem Untergrund zeigt XPS ein elastisches Verhalten und nimmt Punktlasten durch lokale Verformung auf. Daher eignet sich XPS besonders in Bereichen unter lastabtragenden Gründungsplatten, bei Industriefußböden und unter Bereichen mit hohen Verkehrslasten wie beispielsweise Parkdächern.
Die geschlossenzellige Struktur von Extruderschaum macht XPS extrem unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit. Aus diesem Grund ist XPS deutlich verrottungsfester als
andere Dämmstoffe. Darüber hinaus zeigt es sich auch resistent gegenüber vielen Chemikalien und Schadstoffen, die sich in Boden und Luft finden. Neben einem angenehmen Gebäudeinnenklima trägt XPS dazu bei, Schimmelbildung und Fäulnis zu vermeiden, die durch Feuchtigkeit im Gebäude verursacht werden können.
XPS ist langlebig und beständig gegen Verrottung, Schimmel und Pilze. Es verliert seine wärmedämmenden Eigenschaften auch nach Jahrzehnten nicht. Die baurechtlich maximal zu erreichende Lebensdauer von 50 Jahren schafft XPS leicht. Durch die Langlebigkeit wird auch die Lebensdauer der gedämmten Bauteile verlängert. So verlängert sich zum Beispiel die Lebensdauer eines mit XPS gedämmten Daches um das Doppelte, eine Bodenplatte schützt das Haus ein Hausleben lang vor Feuchtigkeit und Wärmeverlusten.
Mit nur 2 % Feststoff bei 98 % Luftanteil ist Extruderschaum außerordentlich ressourcenschonend, sowohl hinsichtlich seiner Ausgangsstoffe als auch mit Blick auf Langlebigkeit sowie Herstellung und Transport. Einmal verbaut, hilft XPS dank seiner langen Lebensdauer und ausgezeichneten Dämmwirkung aktiv beim Klimaschutz. Bereits nach weniger als einem Jahr im Einsatz haben sich der Energieverbrauch und der Ausstoß von Treibhausgasen bei der Produktion durch die Einspareffekte ökologisch amortisiert. Im Laufe seiner Lebenszeit kann XPS zwischen dem 250-600fachen der Menge an CO2 einsparen, die bei seiner Herstellung freigesetzt wurde. Geschlossen wird der Nachhaltigkeitszyklus von XPS durch das vollständige Recycling des Werkstoffs und die Rückführung des Rohstoffs in den XPS-Kreislauf. XPS kann, da es lose verlegt wird, nach dem Rückbau wiedereingesetzt werden.
XPS ist leicht und schnell zu verarbeiten. Das geringe Gewicht und der einfache Zuschnitt mit bauüblichen Schneidwerkzeugen sorgen für eine unkomplizierte Handhabung. Schon während der Bauausführung und beim Verfüllen der Baugrube schützt XPS die Abdichtung, sodass keine zusätzlichen Schutzschichten vor der Dämmplatte notwendig sind. Bei normalem Erdreich gibt es keine Einbautiefenbeschränkung. Bis zu einer Einbautiefe von sechs Metern können XPS-Platten auch problemlos im Grundwasser genutzt werden. Dank der extremen Druckfestigkeit von XPS ist die Verfüllung der Baugrube und das Verdichten des Füllmaterials mit schwerem Gerät möglich.
Die Dimensionsstabilität wird nach DIN EN 1604 oder DIN EN 1605 ermittelt. Sie wird in Stufen vom Hersteller deklariert. DIN V 4108 Teil 10 fordert für die verschiedenen Anwendungsgebiete die entsprechende Klasse der Dimensionsstabilität. Die Anwendungsgrenztemperaturen von Hartschaumstoffen liegen im Bereich von +75°C bis +85°C und -180°C.
Extruderschaumstoffe beginnen bei 100°C zu erweichen und zu schrumpfen. Bei weiterer Erwärmung schmelzen sie. Wird die Schmelze weiter erwärmt, bilden sich brennbare Zersetzungsprodukte, die ab ca. 350°C entzündbare Gase bilden. Ohne Zündquelle kommt es erst bei Temperaturen über 450 bis 500°C zur Entzündung der Zersetzungsprodukte. Bis zu diesen Temperaturen ist Extruderschaum nicht selbstentzündlich! XPS-Dämmprodukte werden mit einem Flammschutzmittel ausgestattet und entsprechen der europäischen Baustoffklasse E, eingestuft nach der europäischen Norm EN 13501-1. Damit ist sichergestellt, dass das Produkt den Brandschutzanforderungen in den typischen XPS-Anwendungen wie der Perimeterdämmung und dem Umkehrdach entspricht.